Bestrahlung des Tumorbetts zur Verhinderung eines ipsilateralen Brustkrebsrezidivs
Studien haben gezeigt, dass ein ipsilaterales Brustkrebsrezidiv häufig sehr nahe an der ursprünglichen Tumorstelle entsteht. Bei der standardmäßigen
Strahlentherapie erfolgt daher nach der Bestrahlung der gesamten Brust eine hochdosierte Bestrahlung des Tumorbetts. Dieser Teil der Strahlentherapie wird auch „Boost“ genannt und verlängert die Dauer der Behandlung um 2 bis 3 Wochen.
Kann eine Tumorbett-Bestrahlung auch gleichzeitig zur restlichen Bestrahlung stattfinden?
In einer Phase-III-Studie wurde nun untersucht, ob die Bestrahlung des Tumorbetts auch gleichzeitig mit der restlichen Bestrahlung stattfinden kann, anstatt an das Ende der Behandlung angehängt zu werden. Dies würde die Behandlungsdauer deutlich verkürzen. Für die Studie wurden Patientinnen randomisiert 1:1:1 aufgeteilt und erhielten entweder die standardmäßige, sequenzierte Bestrahlung (Kontrollgruppe), die verkürzte Behandlung mit integriertem Boost mit Standard-Strahlendosis oder eine Behandlung mit integriertem Boost und erhöhter Strahlendosis.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Brustkrebs: Regionale Bestrahlung vermeiden?
Erschienen am 06.12.2023 • Bei bestimmten Patientinnen mit Brustkrebs ist es möglich eine Bestrahlung der Lymphknoten zu vermeiden. Welche das sind, erfahren Sie bei uns!
Erschienen am 06.12.2023 • Bei bestimmten Patientinnen mit Brustkrebs ist es möglich eine Bestrahlung der Lymphknoten zu vermeiden....
© SciePro – stock.adobe.com
Integrierte Tumorbettbestrahlung: Zeitgewinn ohne Nachteil
Insgesamt nahmen 2.617 Patientinnen an der Studie teil. Die mediane Nachbeobachtungszeit lag bei 74 Monaten. Es kam im Beobachtungszeitraum zu 76 ipsilateralen Rezidiven: 20 in der Kontrollgruppe mit sequenziellem Boost, 21 in der Patientengruppe mit Standard-Strahlendosis und 35 in der Gruppe mit höherer Strahlendosis. Die 5-Jahres-Rate für ipsilaterale Rezidive unterschied sich nicht signifikant zwischen den 3 Gruppen.
5-Jahres-Rezidivrate (ipsilateral):
- Kontrollgruppe: 1,9% (95% KI: 1,2 – 3,1)
- Testgruppe 1: 2,0% (95% KI: 1,2 – 3,2)
- Testgruppe 2: 3,2% (95% KI: 2,2 – 4,7)
Brustverhärtung mit erhöhter Strahlendosis häufiger
Die 5-Jahres-Inzidenz für Brustverhärtung war in der Patientengruppe mit höherer Strahlendosis höher, in der Patientengruppe mit üblicher Strahlendosis hingegen nominell, aber nicht signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe mit späterem Boost.
5-Jahres-Inzidenz für Brustverhärtung:
- Kontrollgruppe: 11,5%
- Standard-Strahlendosis: 10,6% (versus Kontrollgruppe: p = 0,40)
- Höhere Strahlendosis: 15,5% (versus Kontrollgruppe: p = 0,015)
Die Autor:innen schlussfolgerten, dass die integrierte, gleichzeitige Bestrahlung des Tumorbetts nicht weniger wirksam war als die standardmäßige, sequenzielle Boost-Bestrahlung und zudem die Behandlungszeit verkürzte. Eine zusätzliche Erhöhung der Boost-Strahlendosis brachte jedoch keinen Vorteil.