Auch kleine Mengen Alkohol erhöhen das Krebsrisiko
4,1% aller neuen Krebsfälle im Jahr 2020 waren auf
Alkoholkonsum zurückzuführen (1). Alkoholkonsum wird mit 7 Krebsarten in Verbindung gebracht: am häufigsten ist bei Männern die
Speiseröhre betroffen (28,7%), gefolgt von der Leber (24,8%), dem
Darm, der Mundhöhle, dem Mastdarm und dem Kehlkopf. Bei Frauen ist es am häufigsten die
Brust (57%), Speiseröhre (15,4%), der Darm, die Leber und Mundhöhle. (2) Mehr als 10% der auf Alkohol zurückzuführenden Krebserkrankungen in der WHO-Region Europa kommen durch den Genuss nur einer Flasche Bier (500 ml) oder von zwei kleinen Weingläsern (je 100 ml) pro Tag zustande. Bei Brustkrebs ist das Verhältnis noch ausgeprägter: Eine von 4 auf Alkohol zurückzuführenden Brustkrebserkrankungen werden durch diese Menge verursacht. (3)
Tabak trägt zu 25% aller Todesfälle infolge von Krebs bei
Tabak tötet ungefähr die Hälfte seiner Konsumenten und verursacht so etwa 8 Millionen Tote pro Jahr. Dies entspricht einem Todesfall in Verbindung mit Rauchen alle 5 Sekunden. Mehr als 7 Millionen dieser Todesfälle sind das direkte Ergebnis von Tabakkonsum, während etwa 1,2 Millionen auf nicht rauchende Personen entfallen, die Passivrauch ausgesetzt sind. Schätzungen zufolge atmen die Hälfte aller Kinder weltweit durch Tabakqualm belastete Luft in der Öffentlichkeit und 65.000 sterben jedes Jahr durch auf Passivrauch zurückzuführende Krankheiten. Tabak trägt zu 25% aller Todesfälle infolge von Krebs bei. Er ist Hauptursache für
Lungenkrebs und trägt zu verschiedenen Krebsarten, wie Blasen-,
Blut-, Knochenmark-, Gebärmutter, Darm-, Speiseröhren, Nieren-, Kehlkopf-, Leber, Mund-,
Bauchspeicheldrüsen-, Mastdarm-, Magen- und Rachenkrebs, bei. (4)
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NSCLC – Ein Überblick über das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom
Einen Überblick über die Entstehung, Risikofaktoren, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten des NSCLC finden Sie hier!
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Adipositas: Krebsrisiko besonders in ärmeren Ländern erhöht
Zuckerhaltige Getränke und hochverarbeitete Lebensmittel begünstigen bekanntermaßen eine Adiposität (definiert als Body-Mass-Index (BMI) über 30) und machen, wie Tabak und Alkohol potenziell süchtig. Diese Produkte werden von Unternehmen vertrieben, deren Geschäftsinteressen oftmals weltweite gesundheitliche Bedenken übertrumpfen. Global wird von einer Milliarde Menschen, d. h. 1/5 der Frauen und 1/7 der Männern, mit
Adipositas bis zum Jahr 2030 ausgegangen. Länder mit geringem bis mittleren Einkommen (low- and middle-income countries, LMICs) sind am stärksten betroffen, da die Anzahl der Menschen mit Adispositas sich seit 2010 mehr als verdoppelt und in Ländern mit geringem Einkommen sogar verdreifacht hat. Adispositas wird mit 12 Krebsarten in Verbindung gebracht: Mundhölen-, Rachen- und Kehlkopf-, Speiseröhren-, Magen-, Bauchspeicheldrüsen-, Leber-, Darm- und Mastdarm, postmenopausalem Brust-, Eierstock-, Endometrial- oder Mutterleibs-,
Prostata- und Nierenkrebs. (5, 6)
UICC fordert Maßnahmen zur Einschränkung von Vermarktung und Verkauf von krebserregenden Produkten
Angesichts der weltweit wachsenden Belastungen durch Krebs und insbesondere der Entwicklung in LMICs fordert die UICC Regierungen an diesem Weltkrebstag dazu auf, ihre Bemühungen zu verstärken und Maßnahmen zu ergreifen, um die Möglichkeiten der Unternehmen zur Vermarktung und zum Verkauf ihrer krebserregenden Produkte massiv einzuschränken.
Insbesondere empfiehlt die UICC folgende 4 Maßnahmen, die sich bei der Einschränkung des Zugangs zu und des Konsums von ungesunden Produkten als wirksam erwiesen haben:
- Verstärkte Besteuerung von Produkten mit erhöhtem Krebsrisiko
- Durchsetzung von Werbebeschränkungen einschließlich Altersbeschränkungen und Einschränkungen von Verkaufsstellen.
- Bessere Kennzeichnung: Einführung von Produktwarnungen und informativen Kennzeichnungen.
- Umfangreiche öffentliche Aufklärungsarbeit für ein besseres Allgemeinwissen bezüglich Risikofaktoren und als Gegengewicht zur irreführenden Werbung, der Vermarktung und politischen Einflussnahme.
„Australien war eines der ersten Länder, die Tabakwerbung verboten haben und das erste, das die neutrale Einheitsverpackung für Zigaretten eingeführt hat. Zu den Ergebnissen dieses Maßnahmen zählen weniger Markenidentifikation, weniger Akzeptanz für das Rauchen, eine besseren Wahrnehmung der Gesundheitsrisiken,
weniger rauchende Jugendliche und mehr Erwachsene, die das Rauchen aufgeben. Ähnliche, auf die entsprechenden Produktrisiken abgestimmte Maßnahmen bezüglich Alkohol und hochverarbeiten Lebensmitteln werden dazu beitragen, den skrupellosen Marketingstrategien bestimmter Unternehmen entgegenzuwirken, die Jugendlichen und anderen gefährdeten Gruppen gezielt ihre ungesunden Produkte anbieten.” so Prof. Jeff Dunn AO, President der UICC.
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© Uniklinikum Dresden/Kirsten Lassig
Verschärfung der Krebslage durch aggressive Vermarktung ungesunder Produkte
Die aggressive Vermarktung ungesunder Produkte verschärft zudem die Abweichungen bei der Anzahl und Schwere von weltweiten
Krebserkrankungen und krebsbedingten Todesfällen, sowohl innerhalb einzelner Länder also auch zwischen Regionen mit höherem oder niedrigerem Einkommen. Für gefährdete Bevölkerungsgruppen besteht eine größere Wahrscheinlichkeit höherer Krebsinzidenzen und einer niedrigeren Überlebenshäufigkeit, als bei anderen Gruppen. „Millionen vermeidbarer krebsbedingter Todesfälle werden durch ungesunde Produkte verursacht, vertrieben von rücksichtslosen Unternehmen, die sich in politische Debatten einschalten und wissenschaftliche Kenntnisse zweckentfremden, um ein günstiges geschäftliches Umfeld zu gestalten.“ bemängelt Cary Adams, CEO der UICC. „Anlässlich des Weltkrebstags steht die UICC bereit, um Regierungen in ihren Bemühungen zum Schutz der Menschen vor Tabak, Alkohol und hochverarbeiteten Lebensmittelprodukten zu unterstützen.”