Weltkrebstag: Wirtschaftliche Interessen begünstigen Millionen vermeidbarer Todesfälle durch Krebs
Als Organisation hinter der Aktion zum Weltkrebstag am 4. Februar ruft die Vereinigung für internationale Krebsbekämpfung (Union for International Cancer Control, UICC) Regierungen auf der ganzen Welt auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Zahl vermeidbarer Krebserkrankungen zu reduzieren, die im Zusammenhang mit Tabakkonsum sowie dem Verzehr von Alkohol und hochverarbeiteten Lebensmitteln einschließlich zuckerhaltiger Getränke stehen. Die UICC fordert gezielte Steuererhöhungen, Werbebeschränkungen, bessere Kennzeichnungen und öffentliche Aufklärungsarbeit von den Regierungen der Welt, um Millionen von krebsbedingten Todesfällen durch Tabakkonsum sowie den Verzehr von Alkohol und hochverarbeiteten Lebensmitteln zu verhindern. Fast die Hälfte der krebsbedingten Todesfälle – 4,45 Millionen von mehr als 9 Millionen 2019 – werden durch bekannte modifizierbare Risikofaktoren verursacht, allen voran Rauchen, Alkoholkonsum und ein hoher Körpermasse-Index (KMI).
Auch kleine Mengen Alkohol erhöhen das Krebsrisiko
4,1% aller neuen Krebsfälle im Jahr 2020 waren auf Alkoholkonsum zurückzuführen (1). Alkoholkonsum wird mit 7 Krebsarten in Verbindung gebracht: am häufigsten ist bei Männern die Speiseröhre betroffen (28,7%), gefolgt von der Leber (24,8%), dem Darm, der Mundhöhle, dem Mastdarm und dem Kehlkopf. Bei Frauen ist es am häufigsten die Brust (57%), Speiseröhre (15,4%), der Darm, die Leber und Mundhöhle. (2) Mehr als 10% der auf Alkohol zurückzuführenden Krebserkrankungen in der WHO-Region Europa kommen durch den Genuss nur einer Flasche Bier (500 ml) oder von zwei kleinen Weingläsern (je 100 ml) pro Tag zustande. Bei Brustkrebs ist das Verhältnis noch ausgeprägter: Eine von 4 auf Alkohol zurückzuführenden Brustkrebserkrankungen werden durch diese Menge verursacht. (3)Tabak trägt zu 25% aller Todesfälle infolge von Krebs bei
Tabak tötet ungefähr die Hälfte seiner Konsumenten und verursacht so etwa 8 Millionen Tote pro Jahr. Dies entspricht einem Todesfall in Verbindung mit Rauchen alle 5 Sekunden. Mehr als 7 Millionen dieser Todesfälle sind das direkte Ergebnis von Tabakkonsum, während etwa 1,2 Millionen auf nicht rauchende Personen entfallen, die Passivrauch ausgesetzt sind. Schätzungen zufolge atmen die Hälfte aller Kinder weltweit durch Tabakqualm belastete Luft in der Öffentlichkeit und 65.000 sterben jedes Jahr durch auf Passivrauch zurückzuführende Krankheiten. Tabak trägt zu 25% aller Todesfälle infolge von Krebs bei. Er ist Hauptursache für Lungenkrebs und trägt zu verschiedenen Krebsarten, wie Blasen-, Blut-, Knochenmark-, Gebärmutter, Darm-, Speiseröhren, Nieren-, Kehlkopf-, Leber, Mund-, Bauchspeicheldrüsen-, Mastdarm-, Magen- und Rachenkrebs, bei. (4)Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
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Adipositas: Krebsrisiko besonders in ärmeren Ländern erhöht
Zuckerhaltige Getränke und hochverarbeitete Lebensmittel begünstigen bekanntermaßen eine Adiposität (definiert als Body-Mass-Index (BMI) über 30) und machen, wie Tabak und Alkohol potenziell süchtig. Diese Produkte werden von Unternehmen vertrieben, deren Geschäftsinteressen oftmals weltweite gesundheitliche Bedenken übertrumpfen. Global wird von einer Milliarde Menschen, d. h. 1/5 der Frauen und 1/7 der Männern, mit Adipositas bis zum Jahr 2030 ausgegangen. Länder mit geringem bis mittleren Einkommen (low- and middle-income countries, LMICs) sind am stärksten betroffen, da die Anzahl der Menschen mit Adispositas sich seit 2010 mehr als verdoppelt und in Ländern mit geringem Einkommen sogar verdreifacht hat. Adispositas wird mit 12 Krebsarten in Verbindung gebracht: Mundhölen-, Rachen- und Kehlkopf-, Speiseröhren-, Magen-, Bauchspeicheldrüsen-, Leber-, Darm- und Mastdarm, postmenopausalem Brust-, Eierstock-, Endometrial- oder Mutterleibs-, Prostata- und Nierenkrebs. (5, 6)UICC fordert Maßnahmen zur Einschränkung von Vermarktung und Verkauf von krebserregenden Produkten
Angesichts der weltweit wachsenden Belastungen durch Krebs und insbesondere der Entwicklung in LMICs fordert die UICC Regierungen an diesem Weltkrebstag dazu auf, ihre Bemühungen zu verstärken und Maßnahmen zu ergreifen, um die Möglichkeiten der Unternehmen zur Vermarktung und zum Verkauf ihrer krebserregenden Produkte massiv einzuschränken.Insbesondere empfiehlt die UICC folgende 4 Maßnahmen, die sich bei der Einschränkung des Zugangs zu und des Konsums von ungesunden Produkten als wirksam erwiesen haben:
- Verstärkte Besteuerung von Produkten mit erhöhtem Krebsrisiko
- Durchsetzung von Werbebeschränkungen einschließlich Altersbeschränkungen und Einschränkungen von Verkaufsstellen.
- Bessere Kennzeichnung: Einführung von Produktwarnungen und informativen Kennzeichnungen.
- Umfangreiche öffentliche Aufklärungsarbeit für ein besseres Allgemeinwissen bezüglich Risikofaktoren und als Gegengewicht zur irreführenden Werbung, der Vermarktung und politischen Einflussnahme.
Verschärfung der Krebslage durch aggressive Vermarktung ungesunder Produkte
Die aggressive Vermarktung ungesunder Produkte verschärft zudem die Abweichungen bei der Anzahl und Schwere von weltweiten Krebserkrankungen und krebsbedingten Todesfällen, sowohl innerhalb einzelner Länder also auch zwischen Regionen mit höherem oder niedrigerem Einkommen. Für gefährdete Bevölkerungsgruppen besteht eine größere Wahrscheinlichkeit höherer Krebsinzidenzen und einer niedrigeren Überlebenshäufigkeit, als bei anderen Gruppen. „Millionen vermeidbarer krebsbedingter Todesfälle werden durch ungesunde Produkte verursacht, vertrieben von rücksichtslosen Unternehmen, die sich in politische Debatten einschalten und wissenschaftliche Kenntnisse zweckentfremden, um ein günstiges geschäftliches Umfeld zu gestalten.“ bemängelt Cary Adams, CEO der UICC. „Anlässlich des Weltkrebstags steht die UICC bereit, um Regierungen in ihren Bemühungen zum Schutz der Menschen vor Tabak, Alkohol und hochverarbeiteten Lebensmittelprodukten zu unterstützen.”Quelle:
UICC
Literatur:(1) H. Rumgay et al. Global burden of cancer in 2020 attributable to alcohol consumption: a population-based study, The Lancet Oncology, 2021(2) Grafik, International Agency for Research on Cancer, nach H.Rumgay et al. (2021).
(3) Alcohol, WHO.
(4) Tobacco, WHO.
(5) World Cancer Research Fund: Obesity, weight gain and cancer risk.
(6) World Obesity Atlas 2022: One Billion People Globally Estimated to be Living with Obesity by 2030.