Bisher: Anspruch auf 2. Koloskopie nach 10 Jahren
Im Jahr 2002 wurde in Deutschland die Darmspiegelung (Koloskopie) in das
Krebs-Früherkennungsangebot der gesetzlichen Krankenversicherungen aufgenommen. Seit damals gilt: Wird die 1. Screening-Darmspiegelung vor dem 65. Lebensjahr durchgeführt und kommt dabei kein auffälliges Ergebnis zutage, so haben die Versicherten nach 10 Jahren Anspruch auf eine weitere Koloskopie. Bisherige Beobachtungen deuten darauf hin, dass das Zehnjahresintervall ein hohes Maß an Sicherheit bietet: Das Risiko, innerhalb dieser Frist an
Darmkrebs zu erkranken, ist sehr niedrig. Doch die bislang zu dieser Frage durchgeführten Studien hatten nur vergleichsweise kleine Teilnehmer:innenzahlen.
Screening-Koloskopie: Effektive und aufwändige Vorsorge-Untersuchung
„Die Screening-Darmspiegelung ist zwar eine sehr effektive, aber aufwändige Vorsorge-Untersuchung”, sagt Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Ließe sich das Intervall zwischen 1. und 2. Screening-Koloskopie in Abhängigkeit von den persönlichen Erkrankungsrisiken ausdehnen, ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen, so wäre das für alle Beteiligten ein Gewinn.”
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Erschienen am 26.01.2023 • Eine Chemotherapie vor der OP verringert das Risiko, dass Darmkrebs erneut auftritt. Mehr Informationen dazu erhalten Sie hier!
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Niedriger Anteil an Personen mit Darmkrebs bei wiederholter Koloskopie
Um eine belastbare Grundlage für zukünftige Screening-Empfehlungen zu schaffen, werteten Brenner und seine Kolleg:innen nun in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland die Daten des Deutschen Screening-Koloskopie-Registers aus, in das Ärzt:innen seit Einführung der Vorsorge-Darmspiegelung jede Untersuchung eintragen müssen. In diesem weltweit größten Register seiner Art untersuchten die Heidelberger Epidemiolog:innen die Häufigkeit von Darmkrebs und seinen Vorstufen bei 120.289 Teilnehmer:innen, die sich mindestens 10 Jahre nach ihrer 1. Screening-Koloskopie einer wiederholten Darmspiegelung unterzogen hatten. Der Anteil an Personen mit Darmkrebs lag 10 Jahre nach einer befundfreien Erstuntersuchung mit etwa 0,2% sehr niedrig und stieg auch bei Personen, deren Erstuntersuchung bereits 14 Jahre zurücklag, nicht wesentlich an. Im Vergleich dazu wurde Darmkrebs bei etwa 1% der Untersuchungen gefunden, wenn alle im Register gemeldeten Koloskopien bei Personen vergleichbaren Alters zusammen betrachtet wurden. Dabei war die Häufigkeit bei Männern durchweg höher als bei Frauen und nahm mit dem Alter zu. Informationen über die Auswirkungen der Vorsorge-Koloskopie auf die Darmkrebs-Prävention und -Sterblichkeit kann die aktuelle Untersuchung nicht liefern, da die deutschen Datenschutzbestimmungen keine Verknüpfung mit Krebsregistern und Mortalitätsdaten gestatten.
Vorsorgeintervall könnte – besonders bei Frauen – verlängert werden
„Unsere Ergebnisse geben starke Hinweise darauf, dass das derzeit empfohlene Zehnjahresintervall für die Vorsorgekoloskopie bei symptomfreien Patient:innen mit negativer Ausgangsuntersuchung sicher ist. Außerdem legen die Ergebnisse nahe, dass das Vorsorgeintervall insbesondere bei Frauen, die bei der Erstuntersuchung jünger als 60 Jahre alt waren, verlängert werden könnte”, fasst Thomas Heisser, der Erstautor der aktuellen Publikation, die Ergebnisse zusammen.
(1) Heisser T. et al. Prevalence of Colorectal Neoplasia 10 or More Years after a Negative Screening Colonoscopy in 120,000 repeated screening colonoscopies; JAMA Internal Medicine 2023, doi: 10.1001/jamainternmed.2022.6215.