Deutschland führend bei Krebs-Startups, aber Skalierungsprobleme bleiben
Krebs ist nach wie vor eine große gesundheitliche Bedrohung in Europa, wo fast 25% der weltweiten Erkrankungen und mehr als 20% der Todesfälle auftreten – obwohl hier weniger als 10% der Weltbevölkerung leben. Durch technologische Fortschritte und Spitzenleistungen der europäischen Gesundheitssysteme in der Krebsprävention und Patientenversorgung steigen die Überlebensraten. Anlässlich des Weltkrebstages hat das Europäische Patentamt (EPA) nun seine 2. Studie „Neue Horizonte in der Onkologie“ über krebsbezogene Technologien veröffentlicht. Sie enthält eine eingehende Analyse der am schnellsten wachsenden Technologiebereiche. Dazu gehören die zelluläre Immuntherapie (die Zahl der Patentanmeldungen zwischen 2015 und 2021 nahm hier im Durchschnitt um 37,5% pro Jahr zu), die Gentherapie (+31%) und die Bildanalyse (+20%).
Deutschland führend bei Krebs-Patenten in Europa, doch globaler Wettbewerb wächst
Innerhalb Europas ist Deutschland führend mit fast 5.400 krebsbezogenen internationalen Patentfamilien (IPFs), die zwischen 2010 und 2021 veröffentlicht wurden. Dies entspricht 5,1% der weltweiten Gesamtzahl. Aber der Bericht zeigt, dass Deutschland, und Europa als Ganzes, im Vergleich zu den USA und China Anteile an den Patentanmeldungen in diesen wachstumsstarken Bereichen der Innovation in der Krebsbekämpfung verlieren. In den 3 am schnellsten wachsenden Bereichen büßte Europa durchschnittlich 5 Prozentpunkte ein. Die Studie belegt aber auch, dass Europa mit rund 1.500 Startups gegenüber 1.325 in den USA die höchste Zahl an Startups im Bereich Onkologie aufweist.
Deutschland: Innovationszentrum für Krebs-Startups – Skalierung bleibt Herausforderung
Die Studie zeigt, dass Deutschland mit 208 krebsbezogenen Startups den 3. Platz in Europa belegt, hinter dem Vereinigten Königreich, das mit 290 Startups führt, und Frankreich, das mit 246 Startups den 2. Platz einnimmt. Trotz dieser Innovationskraft stehen deutsche Startups vor erheblichen Herausforderungen bei der Skalierung ihrer Geschäftstätigkeit: Nur 25% der deutschen krebsbezogenen Startups haben die späte Wachstumsphase erreicht, während sich rund 40% noch in der sehr frühen Wachstumsphase und 35% in der Seed Phase befinden. Dies spiegelt den starken Kontrast wider, den die Studie aufzeigt: Während Europa über viele Startups in der Seed- und frühen Wachstumsphase verfügt, übertreffen die USA Europa deutlich, wenn es um die Skalierung in die späte Wachstumsphase geht. Fast 40% der US-amerikanischen krebsbezogenen Startups haben dieses fortgeschrittene Stadium erreicht, verglichen mit nur 24% in der EU und unter 27% in anderen EPO-Mitgliedsstaaten. Dies unterstreicht die Herausforderungen, mit denen europäische Startups bei der erfolgreichen Skalierung konfrontiert sind.
Öffentliche Forschung stärkt Innovationen in der Krebsbekämpfung in Deutschland
In Deutschland stieg der Beitrag öffentlicher Forschungseinrichtungen zur krebsbezogenen Innovation zwischen den beiden Zeiträumen 2010–2015 und 2016–2021 um 2,6% auf fast 40%. Dies ist auf eine höhere Anzahl direkter, also von diesen Organisationen selbst eingereichten Patentanmeldungen zurückzuführen. Damit belegt Deutschland den 2. Platz in Europa, wenn es um öffentliche Forschungseinrichtungen geht, die zu krebsbezogenen internationalen Patentfamilien (IPFs) beitragen. Zu den führenden deutschen Forschungseinrichtungen in Europa zählen die Max-Planck-Gesellschaft, die mit 154 IPFs auf Platz 6 rangiert, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) mit 152 IPFs auf Platz 7 sowie die Universität Heidelberg, die mit 137 IPFs auf Platz 12 steht.
Auf EU-Ebene stammte fast die Hälfte aller zwischen 2010 und 2021 eingereichten Patente aus diesen Ländern von Universitäten, öffentlichen Forschungseinrichtungen oder Krankenhäusern. Neben der direkten Patentierung haben Forschungseinrichtungen zu über 12% der krebsbezogenen Patentanmeldungen in der EU beigetragen, allerdings wurden diese von Unternehmen eingereicht. In anderen EPO-Mitgliedsstaaten waren Forschungseinrichtungen an fast 30% aller Patente beteiligt, wobei 6,4% von Unternehmen angemeldet wurden.
Quelle:Europäisches Patentamt (EPA)