Erhöhte PD-L1-Expression durch Übersäuerung der Tumorumgebung
Forschende des Universitätsklinikums Tübingen konnten zeigen, dass eine Übersäuerung (Azidose) der Zellumgebung von Tumoren die Expression des Proteins PD-L1 auf Krebszellen steigert. Dieser Mechanismus schützt die Krebszellen vor Angriffen durch T-Zellen, die für die körpereigenen erworbene Immunabwehr zuständig sind. Die Ergebnisse der Studie könnten neue Hoffnungen für die erfolgreiche Behandlung von Krebspatient:innen bringen. Die Studie wurde kürzlich im renommierten Wissenschaftsjournal „Molecular Cancer“ veröffentlicht.
Übersäuerte Tumorumgebung als Angriffspunkt für neue Therapien
Die Studie eröffnet vielversprechende Perspektiven für die Entwicklung zukünftiger Therapieoptionen, denn man könnte der Übersäuerung von Tumoren therapeutisch entgegenwirken und so die Wirksamkeit von Immuntherapien, insbesondere von Immun-Checkpoint-Inhibitoren in der Krebsbehandlung verbessern. Zudem scheint es, dass Tumore, welche in der übersäuerten Zellumgebung eine vermehrte Expression des Proteins PD-L1 aufweisen, sehr gut auf die Immuntherapie ansprechen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die übersäuerte Tumorzellumgebung potenzielle Angriffspunkte für neue Therapien zur Hemmung des Tumorwachstums darstellen könnte", erklärt Studienleiter Kneilling. Ob die Tumorzellumgebung übersäuert ist, kann das Team von Professor André Martins von der Radiologischen Klinik nicht-invasiv mit einer speziellen MRT Methode messen.Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
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Erschienen am 09.10.2023 • Prostata- und Brustkrebs sind häufig resistent gegen Hormonbehandlung. Lesen Sie hier, welche neuen Ansätze die Forschung verfolgt!
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Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer zielgerichteter Krebstherapien beitragen
Die Erkenntnisse könnten den Weg für zielgerichtete Behandlungen ebnen, die individuell auf die Art des Krebses abgestimmt sind. „Unsere Forschung ist ein wichtiger Schritt in Richtung personalisierter Medizin. Wir hoffen, die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Immuntherapien zu verbessern", fügt Kneilling hinzu. Krebsbehandlungen mit Immuntherapien verlaufen bisher zwar in vielen Fällen erfolgreich, doch sie können Nebenwirkungen haben: Starke Erschöpfung, Hautausschläge und Juckreiz, Magen-Darm-Beschwerden oder Entzündungen von Organen können auftreten, wenn das Immunsystem während der Behandlung überreagiert.An der Studie waren Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät der Universität und des Universitätsklinikums Tübingen sowie von den Universitäten Baltimore, Houston, Tel-Aviv, Leiden und Berlin beteiligt. Aus Tübingen waren neben PD Dr. Kneilling viele weitere Mitglieder des iFIT, dem einzigen onkologischen Exzellenzcluster Deutschlands, beteiligt, wie: Prof. André Martins, Dr. Dimitri Stowbur, Dr. Andreas Maurer, Dr. Dominik Sonanini, Dr. Irene Gonzalez Menendez, Prof. Leticia Quintanilla-Martinez, Prof. Klaus Schulze-Osthoff, Prof. Martin Röcken, Prof. Lukas Flatz und Prof. Bernd Pichler.Quelle:
Universitätsklinikum Tübingen
Literatur:(1) Knopf P. Acidosis‑mediated increase in IFN‑γ‑induced PD‑L1 expression on cancer cells as an immune escape mechanism in solid tumors, Molecular Cancer 2023, abrufbar unter: https://molecular-cancer.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12943-023-01900-0, Letzter Zugriff: 17.01.2024.