Journal Onkologie
Medizin

Verdoppelung des Sterberisikos

Die Studie zeigte, dass die Verabreichung eines monoklonalen Anti-CD20-Antikörpers innerhalb von 12 Monaten nach der Krankenhausaufnahme bei COVID-19 mit einer Verdoppelung des Sterberisikos (HR=2,17; 95%-KI: 1,04-4,52; p=0,039) und einem verlängerten Krankenhausaufenthalt (HR=2,26; 95%-KI 2,42-3,60; p<0,001) verbunden war.

Ungünstiger Einfluss von Komorbiditäten

„Diese Ergebnisse sind meines Wissens die ersten, die ein höheres Sterberisiko und eine längere Dauer des Krankenhausaufenthalts bei Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom zeigen, die kürzlich – innerhalb eines Jahres – eine B-Zell-Depletion erhalten haben“, sagte Dr. Besson gegenüber ASH Clinical News. „Sie bestätigen außerdem den ungünstigen Einfluss von Komorbiditäten, höherem Alter und rezidiviertem/refraktärem Status des Lymphoms.“

Studienpopulation

Lymphom + COVID-Hospitalisierung

Die Studie umfasste 111 Patienten mit Lymphom, die zwischen März und April 2020 in 16 Krankenhäusern in Frankreich mit COVID-19 aufgenommen wurden. 30 Tage nach der Aufnahme waren 24 Patienten verstorben, 55 waren entlassen worden, 31 befanden sich noch im Krankenhaus, und einer wurde später wegen eines COVID-19-Rezidivs rehospitalisiert.

Alter ≥70 Jahre

Fast 40% der Studienpopulation war ≥70 Jahre. Zusätzlich wurden 57% der Patienten innerhalb von 12 Monaten nach positiver COVID-19-Diagnose mit einem monoklonalen Anti-CD20-Antikörper behandelt, und 12% der Population hatte ein Rezidiv oder zeigte sich refraktär.
Fast ein Drittel der Patienten (29%) hatte persistierende COVID-19, definiert als persistierende oder rezidivierende Symptome, die einen stationären Aufenthalt von mehr als 30 Tagen erforderten. Die Mehrheit dieser Patienten (69%) hatte mindestens eine signifikante Komorbidität. Bei den Patienten mit T-Zell-Lymphom oder klassischem Hodgkin-Lymphom wurde keine persistierende COVID-19 dokumentiert.

Zeitraum bis zur Entlassung

Bei den Patienten mit persistierender Erkrankung betrug die mediane Zeit von der ersten Aufnahme bis zur Entlassung 58 Tage. Die mediane Dauer der COVID-19-Symptome betrug 83 Tage; 27% der Patienten mit persistierender COVID-19 starben.

Gesamtüberlebensrate 69%

Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 191 Tagen betrug die 6-monatige Gesamtüberlebensrate 69%. Neben dem Erhalt eines monoklonalen Anti-CD20-Antikörpers war das Alter ≥70 mit einem erhöhten Sterberisiko (HR=4,73; p<0,001) und einem verlängerten Krankenhausaufenthalt (HR=2,34; p=0,004) assoziiert. Die multivariate Analyse zeigte außerdem, dass ein refraktäres oder rezidiviertes Lymphom mit einem verringerten Gesamtüberleben (HR=3,34; p=0,002) und einem verlängerten Krankenhausaufenthalt (HR=3,12; p=0,028) assoziiert war.

Frühzeitige Impfung empfohlen

Laut Dr. Besson sollten diese Ergebnisse die Praxis ermutigen, allen Patienten mit einer vermuteten oder bestätigten Lymphom-Diagnose eine frühzeitige COVID-19-Impfung anzubieten, bevor eine B-Zell-gerichtete Therapie eingeleitet wird.

Infektionen vermeiden

„Patienten unter B-Zell-Therapie sollten darauf achten, Infektionen zu vermeiden und sich impfen zu lassen“, empfahl Besson. „Unsere Ergebnisse stellen auch die Rolle der Aufrechterhaltung mit B-Zell-depletierenden Mitteln bei Patienten in kompletter Remission in Zeiten der Pandemie-Spitze in Frage.“
Weitere Studien, um die Wirksamkeit der Impfung bei diesen Patienten zu bewerten, seien noch ausständig.Quelle:

ASH Clinical News

Literatur:Duléry R, Lamure S, Delord M, et al. High incidence of prolonged COVID-19 among patients with lymphoma treated with B-cell depleting immunotherapy. Abstract #S215. Presented at the EHA2021 Virtual Congress, June 9-17, 2021.

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