Testosteron-Ersatztherapie erhöht nicht das Risiko für Prostatakrebs
Eine retrospektive Kohortenstudie untersuchte über einen Zeitraum von 10 Jahren das Risiko für Prostatakrebs bei Männern mit Testosteronmangel und familiär erhöhter Prostatakrebsdisposition. Ziel war es, den Einfluss einer Testosteron-Ersatztherapie (TRT) auf die Prostatakrebs-Inzidenz und die Notwendigkeit einer aktiven Behandlung zu bestimmen. Die Studienanalyse bezog sich auf Daten von Januar 2012 bis März 2024.
Erhöhtes Risiko für Prostatkrebs durch Testosteron-Ersatztherapie
Die TRT gilt als essenzielle therapeutische Option zur Behandlung von Symptomen eines Testosteronmangels. In der Onkologie ist die Gabe von Testosteron jedoch umstritten – insbesondere bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Prostatakrebs. Grund dafür ist die potenzielle wachstumsfördernde Wirkung von Androgenen auf Prostatakarzinome. Gleichzeitig ist die medikamentöse Androgendeprivation ein etabliertes Therapiekonzept bei fortgeschrittenem Prostatakrebs. Frühere Daten ließen bereits vermuten, dass bei Männern mit geringem Risiko durch eine TRT keine erhöhte Inzidenz von Prostatakarzinomen zu beobachten ist. Ob dies auch für Risikopatienten gilt, war bislang nicht geklärt.
Studienkohorte: Über 3.000 Männer mit familiärer Belastung
Die Analyse umfasste insgesamt 3.041 Männer mit familiärer Prostatakrebsbelastung. Davon erhielten 628 Teilnehmer eine TRT, während 2.413 keine Hormontherapie erhielten. Die Inzidenzrate für eine Prostatakrebsdiagnose lag bei Männern mit TRT bei 6,26%, gegenüber 5,46% ohne TRT. Die berechnete Hazard Ratio (HR) betrug 0,81 (95%-Konfidenzintervall, KI: 0,51–1,28), was auf keinen signifikanten Unterschied hindeutet.
Auch hinsichtlich der aktiven Prostatakrebstherapie – inklusive radikaler Prostatektomie, Androgendeprivation, Brachytherapie, externer Bestrahlung oder Kryoablation – zeigten sich keine signifikanten Differenzen. Der Anteil der Männer mit TRT, die eine solche Therapie erhielten, lag bei 2,73%, im Vergleich zu 3,69% in der Kontrollgruppe (HR: 0,55; 95% KI: 0,29–1,03).
Kein höheres Risiko für Prostatakrebs durch Testosteron-Ersatztherapie
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine Testosteron-Ersatztherapie bei Männern mit Testosteronmangel und familiär erhöhtem Prostatakrebsrisiko nicht mit einem erhöhten Erkrankungs- oder Behandlungsrisiko assoziiert ist. Damit liefern die Daten eine wichtige Entscheidungsgrundlage für den Einsatz von TRT bei dieser Patientengruppe.
Quelle:Pozzi E et al. (2025) Incidence of prostate cancer in men with testosterone deficiency and a family history of prostate cancer receiving testosterone therapy: a comparative study. BMJ Oncol. 2025 Mar 6;4(1):e000520., DOI: 10.1136/bmjonc-2024-000520.