Normaler Arbeitsalltag nicht mehr möglich: Erwerbsminderungsrente nach Krebstherapien
„Mir hat es den Boden unter den Füßen weggerissen“, erinnert sich die heute 44-Jährige noch sehr genau. „
Darmkrebs? Mit 38? Dafür bin ich doch viel zu jung! Das kann und darf doch nicht sein.“ In den Tagen nach der Diagnose weint Melanie Wienströer viel, ist verzweifelt. Dann nimmt sie den
Kampf gegen den Krebs an.
Bestrahlung,
Chemotherapie, OP,
künstlicher Darmausgang, weitere Chemos. Alles läuft gut. Doch nach 2 Jahren kommt der Krebs zurück.
Metastasen in der Lunge. Wieder Chemo, wieder OP. Heute ist Melanie Wienströer zum Glück krebsfrei. Aber die Therapie hat Spuren hinterlassen. Ein normaler Arbeitsalltag ist nicht mehr möglich, sie bezieht Erwerbsminderungsrente.
Darmkrebsvorsorge: Auch schon im jungen Alter wichtig
In all der Zeit hat sie ihren
Lebenswillen und ihren Lebensmut nicht verloren. Nun möchte Melanie Wienströer anderen Menschen mit der Diagnose
Darmkrebs Mut machen. Sie engagiert sich in der Facebook-Selbsthilfegruppe „
Darmkrebs geht uns alle an“ und bereitet zusammen mit anderen Betroffenen die Gründung des Vereins „Onko-Aid“ vor. Das Thema Darmkrebs enttabuisieren. Aufklären. Vorurteile ausräumen. Das ist Melanie Wienströers Anliegen. Ihr Appell: „
Darmkrebs-Vorsorge ist wichtig, sie kann so viel Leid ersparen. Nehmt die Symptome ernst, verdrängt sie nicht. Und glaubt nicht, dass
Darmkrebs nur eine Krankheit für Ältere ist.“
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Darmkrankheiten bei vielen Patient:innen mit Scham behaftet
Der Arzt, der Melanie Wienströers Darmkrebs-Erkrankung diagnostiziert hat, ist der
Gastroenterologe Dr. Jörg Bremer. In seiner Gemeinschaftspraxis werden im Jahr rund 4.500
Darmspiegelungen durchgeführt. Er sagt: „Noch immer sind Krankheiten, die den Darm betreffen, mit viel Scham behaftet. Über sowas spricht man nicht. Und wenn dann noch Gartenzaungespräche über schlimme und schmerzhafte Untersuchungen dazu kommen, wird lieber verdrängt als vorgesorgt.“ Dabei seien die
Methoden inzwischen sehr ausgereift und darauf ausgerichtet, es den Patient:innen so angenehm wie möglich zu machen. „Niemand muss Angst vor einer
Darmspiegelung haben. Eh man es sich versieht, ist die Untersuchung schon vorbei. Und das Schlimmste ist mit einfachen Mitteln verhindert.“ Dass trotz allem weiterhin Bedenken und Vorurteile bestehen, ist dem 51-jährigen Facharzt klar. „Da hilft nur der stete Tropfen, der den Stein höhlt.“ Und das vor allem im persönlichen Gespräch zwischen Ärzt:innen und Patient:innen.
Aufklärungsarbeit in kleinen Schritten ist seiner Ansicht nach der richtige Weg. Denn klar ist: „
Darmkrebs-Vorsorge rettet Leben.“
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Bewusster leben durch frühzeitige Krebsvorsorge
Melanie Wienströer ist wieder im Leben angekommen – trotz einiger Einschränkungen. Weil die Erkrankung gerade noch rechtzeitig erkannt wurde. Das Leben an sich weiß sie jetzt mehr zu schätzen. Sie lebt bewusster, genießt den Moment. Dass der Moment flüchtig sein kann, hat sie am eigenen Leib erfahren müssen. „Diese Erfahrung muss niemand machen. Wenn
Vorsorge ernst- und auch wahrgenommen wird.“
Heilungschancen liegen bei frühzeitiger Erkennung von Darmkrebs bei nahezu 100%
Anlässlich des Darmkrebs-Monats März appellieren der Bundesverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands (bng), die NRW-Landesvertretung des Verbands der Ersatzkassen (vdek), die AOK NordWest, die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) eindringlich an Bürger:innen zur
Vorsorge zu gehen. „
Darmkrebs ist heilbar. Wird er in seiner Frühphase während einer Darmspiegelung erkannt, liegen die
Heilungschancen bei nahezu 100%. Deshalb unsere gemeinsame Bitte: Gehen Sie zur Vorsorge!“ Die Gefahr an Darmkrebs zu erkranken, erhöht sich mit zunehmendem Alter. Bei Männern liegt das Risiko höher als bei Frauen. Deshalb können Männer bereits ab 50 Jahren eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen, die die
gesetzliche Krankenversicherung zahlt. Frauen können diese ab 55 Jahren nutzen. Für beide Geschlechter ist die
Stuhluntersuchung ab 50 Jahren möglich.
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Stimmen von bng, vdek, AOK NordWest, aekwl und KVWL
Dr. Ulrich Tappe, niedergelassener Gastroenterologe und erster Vorsitzender des bng: „Das Thema
Vorsorge muss wieder stärker im Bewusstsein der Menschen verankert werden. Leichtsinnigkeit können wir uns schlicht nicht erlauben, denn Vorsorge kann Leben retten. Wenn Darmkrebs rechtzeitig erkannt wird, ist er gut behandelbar und die Heilungschancen sind hoch.“
Dirk Ruiss, Leiter der vdek-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen: Darmkrebs zählt zu den häufigsten
Krebserkrankungen überhaupt - umso wichtiger ist die richtige Vorsorge. Studien zeigen, dass die rechtzeitige Vorsorge das
Erkrankungsrisiko deutlich senkt. Die Krankenkassen übernehmen daher die Kosten des
Screenings!
Tom Ackermann, Vorsitzender des Vorstandes der AOK NordWest: „Bei der Krebsvorsorge besteht viel Luft nach oben. Das gilt auch für die Darmkrebsvorsorge. Insgesamt werden
Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen nach wie vor zu wenig genutzt. So waren im Jahr 2021 in Westfalen-Lippe nur 20,5 Prozent der AOK-versicherten Männer über 45 Jahren und 35,7 Prozent der Frauen ab 20 Jahren bei der
Krebsvorsorge. Dabei bestehen gute Heilungschancen, wenn Krebs frühzeitig erkannt wird. Wir appellieren daher dringend, die Chance der frühen Diagnostik unbedingt zu nutzen.“
Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe: Wird bei Patient:innen ein
Darmkrebs rechtzeitig erkannt, kann das Leben von vielen Erkrankten gerettet werden. „Deshalb ist die regelmäßige Früherkennungs-Untersuchung eine Pflicht gegenüber dem eigenen Leben“, betont Ärztekammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle. „Leider sind viel zu viele Menschen immer noch Vorsorge-Muffel“, bedauert Gehle. „Dabei könnten sie von einer frühzeitigen Erkennung des Darmkrebses enorm profitieren.“
Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL: „Vorsorge ist erste Bürgerpflicht! Darmkrebs ist die zweithäufigste
Krebserkrankung. Mehr als 60.000 Menschen erhalten jedes Jahr in Deutschland diese Diagnose. Früh erkannt ist Darmkrebs jedoch meist heilbar. Also runter vom Sofa – und auf zum Arzt!“
Patientenportal der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte