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Aufklärungsbedarf: Risikobeziehung Diabetes-Typ-2-Diabetes und Krebs

Aufklärungsbedarf: Risikobeziehung Diabetes-Typ-2-Diabetes und Krebs
©Andrey Popov – stock.adobe.com
Mehr als 1,5 Milliarden Menschen weltweit haben Übergewicht. In Deutschland sind rund 2 Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen davon betroffen. Ein Viertel der Erwachsenen hierzulande hat sogar starkes Übergewicht. Adipositas wiederum erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes. In den letzten Jahren hat sich zunehmend gezeigt, dass neben Herz-Kreislauf-Komplikationen auch Tumorerkrankungen eine Langzeitfolge von Übergewicht und Diabetes sind. Prof. Dr. rer. nat. Stephan Herzig vom Helmholtz Diabetes Center München erörtert den aktuellen wissenschaftlichen Stand rund um Krebs als Folgeerkrankung bei Adipositas und Diabetes. Er erläutert, was die Forschung leisten muss, um die zusammenhängenden Mechanismen zwischen Diabetes und der Krebsentstehung weiter zu entschlüsseln. Warum außerdem bei Menschen mit Diabetes das Bewusstsein für ihr erhöhtes Krebsrisiko und für Präventions- sowie Vorsorgeangebote geschärft werden muss, ist ein weiterer Aspekt, den er aufgreift. „Präzisionsmedizin – eine Reise in die Zukunft der Diabetologie“ war das Motto der 55. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), die in diesem Jahr digital stattfand.
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Risikobeziehung Diabetes-Typ-2 und Krebs

Etwa 510.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich neu an Krebs. Große epidemiologische Untersuchungen haben eine klare Risikobeziehung zwischen Übergewicht und Tumorerkrankungen der Gebärmutter, der Speiseröhre, der Leber, der Bauchspeicheldrüse und des Darms aufgezeigt. Je nach Studie findet man zum Teil ein um bis zu 4-fach erhöhtes Risiko zum Beispiel für Leberkrebs. „Bei Menschen mit Diabetes Typ-2 kann man von einem bis zu 1,7-fach erhöhten Risiko für bestimmte Tumorarten ausgehen“, sagt Prof. Dr. rer. nat. Stephan Herzig, DDG. „Das sind Brust-, Darm-, Harnblasen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, bei einer entsprechenden familiären Vorbelastung gilt auch ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs“, erklärt der Molekularbiologe.
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©Antonioguillem - stock.adobe.com

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Die Gründe für diese Risikobeziehung sind vielfältig: Menschen mit Prädiabetes und einem unerkannten Typ-2-Diabetes weisen häufig eine Insulinresistenz auf, die ihr Körper mit einer vermehrten Ausschüttung des Hormons zu kompensieren versucht. Insulin fördert aber auch das Zellwachstum. „Somit können Körperzellen mit einem genetischen Defekt, der eine entgleiste Zellteilung bewirkt, noch schneller wachsen und zu Tumoren führen“, führt Prof. Herzig aus. Darüber hinaus laufen sowohl bei Übergewicht als auch bei Diabetes chronische Entzündungsprozesse in verschiedenen Organen ab, die ebenfalls das Tumorwachstum beschleunigen können. Auch bestimmte Fettgewebshormone, die bei Übergewicht vermehrt aus dem Fettgewebe freigesetzt werden, spielen bei der Tumorprogression eine Rolle, weiß Prof. Herzig aus eigenen Studien: „Diese konnten zum Beispiel zeigen, dass das Fettgewebshormon Leptin den Fettstoffwechsel in Brustkrebszellen verändern und dadurch die Tumoraggressivität sowie die Metastasierung steigern kann. Das bedeutet, die Körperumgebung in einer bestimmten Stoffwechsellage kann direkt Einfluss auf eine Tumorzelle nehmen und den weiteren Verlauf auf molekularer Ebene bestimmen.“

Aufklärungsbedarf – Prävention kann Leben retten 

Weitere Studien müssten unter anderem ergründen, welcher Mechanismus auf welche Tumorart zutrifft, wie der systemische Stoffwechsel mit dem Tumorstoffwechsel zusammenhängt, ob der Stoffwechsel das Tumorwachstum nicht nur beschleunigen, sondern auch initiieren kann oder ob existierende Diabetesmedikamente auch das Tumorrisiko positiv beeinflussen können. „Genauso wichtig ist, Menschen mit Diabetes über ihr erhöhtes Krebsrisiko aufzuklären und ihnen Präventions- und Früherkennungsangebote aufzuzeigen“, betont Prof. Herzig. Früh erkannt seien viele Krebsarten und ihre Vorstufen mittlerweile gut behandelbar. 

DDG


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