23. April 2021
Regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung, wenig Alkohol – für viele Maßnahmen zur Krebsprävention bringt nicht jeder die erforderliche Motivation auf. Impfungen gegen Krebs sind mit wenig Aufwand verbunden und bieten ein großes Schutzpotenzial, erläutert der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.
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Viele Maßnahmen zur Krebsprävention sind unbequem und verlangen Disziplin. Aber auch niederschwelligere Möglichkeiten, sich effektiv vor Krebs zu schützen, etwa durch Impfungen, werden längst nicht in vollem Umfang genutzt. Anlässlich der Europäischen Impfwoche vom 26. April bis 2. Mai 2021 weist der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums auf das große Schutzpotenzial von Impfungen gegen Krebs hin.
Weltweit werden fast ein Fünftel aller Krebserkrankungen von Infektionserregern wie Viren und Bakterien verursacht. In Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit, aufgrund einer chronischen Infektion an einem bösartigen Tumor zu erkranken, allerdings wesentlich geringer. Etwa 4 von 100 Krebserkrankungen sind hierzulande auf Infektionen zurückzuführen. Zu den wichtigsten Erregern gehören Humane Papillomviren (HPV) und Hepatitis-B-Viren (HBV). Den besten Schutz gegen diese Virusinfektionen und damit gegen ihr krebserregendes Potenzial bieten Impfstoffe.
Teilweise Entwarnung: Nicht jede Infektion führt zu Krebs
Nur ein Bruchteil der mit krebsfördernden Viren infizierten Menschen erkranken tatsächlich an Krebs und das meistens erst nach Jahrzehnten. Die Viren spielen zwar bei der Entstehung bestimmter Krebsarten eine Rolle, doch die Virusinfektion ist nie der alleinige Auslöser für eine Krebserkrankung. Mehrere Faktoren müssen zusammentreffen, damit Krebs entsteht. Dennoch stellen die Viren ein Risiko dar, dem sich dank der Impfung keiner unnötig aussetzen muss.
Impfen bietet den besten Schutz
Humane Papillomviren (HPV) sind die am häufigsten sexuell übertragenen Viren. Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission die Impfung gegen die krebserregenden Viren für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Zuvor war sie nur für Mädchen empfohlen. Die Impfung schützt Frauen vor Gebärmutterhalskrebs und – ebenso wie Männer – vor Krebs im Genitalbereich. Beide Geschlechter gleichermaßen werden auch vor weiteren HPV-induzierten Krebsarten geschützt, etwa im Mund- und Rachenraum oder im Darmausgang. Die Impfstoffe gelten als sicher und gut verträglich. Da sie keine aktiven Erreger enthalten, besteht keine Ansteckungs- oder gar Krebsgefahr. Dr. Susanne Weg-Remers, Deutsches Krebsforschungszentrum: „Obwohl es eine sichere und gut verträgliche Impfung gibt, wird sie zu selten genutzt. Nur 43% der 15-jährigen Mädchen sind in Deutschland vollständig geimpft.“ Bei den Jungen ist die Impfquote noch niedriger. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, durch die auch nicht Geimpfte indirekt geschützt wären, wären für beide Geschlechter Impfquoten von 60 bis 70% erforderlich. Vor diesem Hintergrund widmet sich die 3. Nationale Krebspräventionswoche vom 13. bis 17. September 2021 dem Thema „Impfen gegen Krebs“. Die gemeinsame Initiative von DKFZ und Deutscher Krebshilfe möchte Eltern und Jugendliche mit zahlreichen Aktionen motivieren, das Impfangebot wahrzunehmen.
Krebsgefahr auch durch Hepatitis B
Das Hepatitis-B-Virus (HBV) verursacht eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit, die Hepatitis B, eine Leberentzündung. Übertragen wird HBV durch intime Kontakte, aber auch durch infiziertes Blut oder Blutprodukte. Das Virus ist wesentlich an der Entstehung von Leberkrebs beteiligt. Menschen, die an einer chronischen Infektion mit HBV leiden, haben ein hundertfach höheres Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, als nicht infizierte Personen. Eine Hepatitis-B-Infektion gilt auch als möglicher Risikofaktor für Krebs der Gallenwege innerhalb der Leber. Schon seit 1995 empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts die Hepatitis-B-Schutzimpfung als Grundimmunisierung bereits im Säuglings- und Kleinkindalter. Denn während es bei 10% der erkrankten Erwachsenen zu einem chronischen Krankheitsverlauf kommt, liegt der Anteil bei einer Erkrankung im Säuglings- und Kindesalter bei bis zu 90%. Die Immunisierung bei Kindern und Jugendlichen sollte möglichst vor der Pubertät erfolgen, spätestens aber bis zum 18. Lebensjahr. Darüber hinaus sollen Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko geimpft werden, zum Beispiel Personen, die im medizinischen Bereich tätig sind, oder Reisende in entsprechende Risikogebiete.
Und was ist mit Hepatitis C?
Auch das Hepatitis-C-Virus (HCV) kann eine Leberentzündung verursachen. Von 100 Patienten mit einer durch HCV hervorgerufenen Zirrhose erkranken 2 bis 5 pro Jahr an Leberkrebs. Gegen das Hepatitis-C-Virus gibt es bisher keine vorbeugende Impfung. Ständig neue Virusvarianten erschweren die Suche nach einem geeigneten Impfstoff. Auch eine schon durchgemachte Hepatitis-C-Infektion stellt keinen sicheren Schutz gegen eine erneute Infektion dar. Die Mehrheit der Hepatitis-C-Infektionen ist heute aber mit Hilfe innovativer, gut verträglicher Medikamente sehr gut behandelbar.