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SCLC – Ein Überblick über das kleinzellige Lungenkarzinom

Palma Pelaj

SCLC – Ein Überblick über das kleinzellige Lungenkarzinom
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Das kleinzellige Bronchialkarzinom (SCLC, small-cell lung cancer) ist eine Form von Lungenkrebs, der schnell wächst und aus den Epithelzellen der Lunge hervorgeht.
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Was ist das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC)?

Lungenkarzinome gehören zu den bösartigen soliden Tumoren. Das kleinzellige Bronchialkarzinom (SCLC, small-cell lung cancer) ist eine Form von Lungenkrebs, der schnell wächst und aus den Epithelzellen der Lunge hervorgeht. Kleinzellige Lungentumoren machen in etwa 12-15% der Lungenkrebserkrankungen aus und treten somit deutlich seltener als nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome (NSCLC, non-small-cell lung cancer) auf. Zum Zeitpunkt der Diagnose hat sich das kleinzellige Lungenkarzinom in der Regel bereits auf andere Organe ausgebreitet (metastasiert). Dieser Lungenkrebs wurde früher als Haferzellkarzinom bezeichnet, da die kleinen, ovalen Zellen unter dem Mikroskop wie Haferkörner aussehen. Dieser Begriff wird nicht mehr verwendet.

Subtypen des SCLC

Es werden 2 Haupttypen des Tumors unterschieden:
 
  • Kleinzelliges Karzinom
  • Kombiniertes kleinzelliges Karzinom
Das kleinzellige Lungenkarzinom unterscheidet sich vom nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom durch folgende Merkmale:
 
  • Der kleinzellige Lungenkrebs wächst schnell.
  • Kleinzelliger Lungenkrebs breitet sich schnell aus.
  • Kleinzelliger Lungenkrebs spricht gut auf Chemotherapie (Einsatz von Medikamenten zur Abtötung von Krebszellen) und Strahlentherapie (Einsatz von hochdosierten Röntgen- oder anderen hochenergetischen Strahlen zur Abtötung von Krebszellen) an.
  • Kleinzelliger Lungenkrebs geht häufig mit verschiedenen paraneoplastischen Syndromen einher (eine Reihe von Symptomen, die auf vom Tumor produzierte Substanzen zurückzuführen sind, jedoch nicht auf das Wachstum des Tumors oder der Metastasen).
     
     

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Wie entsteht das kleinzellige Bronchialkarzinom?

Das kleinzellige Bronchialkarzinom entsteht aus den Epithelzellen der Lunge von den zentralen Bronchien bis zu den Alveolen. Die für den Prozess verantwortlichen Zellen sind zu Beginn pluripotent. Das bedeutet, dass sie sich zu verschiedenen Zellen der Bronchialschleimhaut entwickeln können (neuroendokrine Zellen, Becherzellen, Club-Zellen, Plattenepithelien etc.). Kommt es zu einer chronisch-entzündlichen Reizung und wirken karzinogene Noxen (krebserregende Stoffe) auf diesen Prozess ein, können sich verschiedene Subtypen von Bronchialkarzinomen bilden. Das können unterschiedliche bösartige Tumoren wie z.B. neuroendokrine Tumoren sein.

Was sind Risikofaktoren für die Entstehung eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms?

Die Hauptursache sowohl für kleinzelligen als auch für nicht-kleinzelligen Lungenkrebs ist das Rauchen von Tabak. Die Entstehung des SCLC ist jedoch stärker mit Tabakkonsum assoziiert als der nicht-kleinzellige Lungenkrebs. Raucher haben ein um etwa 60% höheres Risiko, an SCLC zu erkranken als Nichtraucher.

Weitere Risikofaktoren für die Entstehung sind:
 

Was sind die Symptome eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms?

Bei etwa 10% der Patienten und Patientinnen mit SCLC, die noch keine Symptome zeigen, wird die Diagnose zufällig im Rahmen einer Röntgenuntersuchung des Thorax festgestellt. Die meisten Patienten und Patientinnen haben jedoch seit relativ kurzer Zeit (8 bis 12 Wochen) Symptome, wenn sie vorstellig werden. Die Symptome können durch lokales Wachstum des Tumors, Ausbreitung in nahe gelegene Gebiete, Fernausbreitung, paraneoplastische Syndrome oder eine Kombination davon verursacht werden.
 
 

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Zu den Symptomen, die auf ein lokales Wachstum des Tumors zurückzuführen sind, gehören z.B.:
 
  • Chronischer Husten
  • rezidivierende (wiederholt auftretende) Erkältungskrankheiten
  • Abhusten von Blut
  • Kurzatmigkeit
  • Schmerzen in der Brust, die sich durch tiefes Atmen verschlimmern
Zu den Symptomen, die auf eine Ausbreitung des Krebses auf nahe gelegene Gebiete zurückzuführen sind, gehören u.a.:
 
  • Heiserkeit
  • Kurzatmigkeit
  • Schluckbeschwerden
  • Schwellungen im Gesicht und an den Händen
Die Symptome, die durch die Ausbreitung des Krebses (Metastasen) entstehen, hängen vom Ort der Ausbreitung ab:
 
  • Eine Ausbreitung auf das Gehirn kann Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen, mentale Veränderungen und Krampfanfälle verursachen.
  • Eine Ausbreitung auf die Wirbelsäule kann zu Rückenschmerzen führen.
  • Ein Übergreifen auf das Rückenmark kann zu Lähmungen und zum Verlust der Darm- oder Blasenfunktion führen.
  • Eine Ausbreitung auf die Knochen kann Knochenschmerzen verursachen.
  • Eine Ausbreitung auf die Leber kann zu Schmerzen im rechten Oberbauch führen.

Paraneoplastische Syndrome

Eine Besonderheit des kleinzelligen Lungenkarzinoms ist das häufige Auftreten paraneoplastischer Syndrome, d.h., das SCLC kann mit zahlreichen Begleiterscheinungen einhergehen, die nicht durch die Krankheit direkt entstehen. Dies beruht v.a. darauf, dass die Zellen des kleinzelligen Lungenkarzinoms Hormone produzieren. Nicht selten wird ein SCLC auch erst anhand paraneoplastischer Syndrome entdeckt.
 
 

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Zu den Symptomen, die auf paraneoplastische Syndrome zurückzuführen sind, gehören beispielsweise:
 
  • Unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtszunahme oder -verlust
  • Muskelschwäche
  • Probleme mit dem Gleichgewicht oder dem Gehen
  • Veränderungen des mentalen Status
  • Veränderungen der Hautfarbe, -beschaffenheit und der Gesichtszüge
Die Symptome können für ein bestimmtes Organsystem charakteristisch sein, müssen es aber nicht.

Häufige paraneoplastische Syndrome beim SCLC

SIADH (Schwartz-Bartter-Syndrom, Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion)

Dies betrifft 10% der Patientinnen und Patienten mit kleinzelligem Bronchialkarzinom. Aufgrund der gesteigerten Wasserretention kommt es zu einer Überwässerung mit Verdünnungshyponatriämie.

Cushing-Syndrom

Dies zeigt sich bei 2-4% der Patienten und Patientinnen mit kleinzelligem Bronchialkarzinom mit Hypercortisolismus und Stammfettsucht. Oft ist das charakteristische klinische Bild des Cushing-Syndroms nicht vollständig entwickelt.

Lambert-Eaton-Syndrom

Das Lambert-Eaton-Syndrom wird bei ca. 1% der Patienten und Patientinnen mit SCLC festgestellt. Klinisch zeigt sich das Syndrom durch eine Muskelschwäche (proximale Schwäche der Beine und der Arme), Mundtrockenheit, Verstopfung und erektile Dysfunktion.

andere Neuropathien

Bis zu 5% der Patientinnen und Patienten leiden an anderen Neuropathien.

Trommelschlegelfinger

Unter 1% der SCLC-Patientinnen und -Patienten leiden unter Verformungen ihrer Finger mit einer Verdickung bzw. Auftreibung der Fingerendglieder. Dies wird als Trommelschlegelfinger bezeichnet. Bei Erwachsenen sind Trommelschlegelfinger in über 80% der Fälle auf eine bösartige Grunderkrankung zurückzuführen.

Osteoarthropathie

Bis zu 1% der SCLC-Patientinnen und -Patienten leiden an Osteoarthropathie.

Hyperkalzämie

Bis zu 1% der SCLC-Patientinnen und -Patienten weisen eine Hyperkalzämie auf.

Wie wird ein kleinzelliges Lungenkarzinom diagnostiziert?

Neben der körperlichen Untersuchung sind Röntgenaufnahmen des Brustkorbs in der Regel der erste Schritt zur Untersuchung auf jede Art von Lungenkrebs. Wenn die Bilder verdächtige Flecken auf einer Lunge zeigen, kann Ihr medizinischer Betreuer einen oder mehrere dieser diagnostischen Tests anordnen:

Bildgebende Scans

  • Computertomographie (CT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET-CT) erkennen Lungentumoren. Diese Tests können auch helfen, die Ausbreitung des Krebses zu beurteilen. CT-Scans sind die wichtigste Methode zur Diagnose von Lungenkrebs.
  • Sputumzytologie: Mit diesem Test wird das Sputum, d.h. der von der Lunge abgehustete Schleim, auf Krebszellen untersucht. Es sind mindestens 3 Proben dafür nötig.
  • Biopsie: Durch eine Nadelbiopsie werden Gewebeproben aus der Lunge entnommen, die anschließend auf Krebszellen untersucht werden.
  • Bronchoskopie: Dies ist eine endoskopische Methode zur Untersuchung der unteren Atemwege (Luftröhre und Bronchien), um hier Tumoren aufzufinden. Mit dem Bronchoskop kann gleichzeitig eine Biopsie entnommen werden, die auf Veränderungen hin abgeklärt wird.
     
     

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Was sind die Stadien des kleinzelligen Lungenkrebses?

Zur Diagnose der Ausbreitung von kleinzelligem Lungenkrebs verwenden die Ärzte ein zweistufiges System. Diese Informationen helfen auch bei der Steuerung der Behandlung. Die beiden Stadien dieses Lungenkrebses sind:
 
  • Begrenzt (Very Limited – Limited Disease): In diesem Stadium I-III ist die Erkankung auf eine Lunge und die nahe gelegenen mediastinalen Lymphknoten beschränkt. Nur bei bis zu 5% wird die Erkrankung im Stadium I diagnostiziert.
  • Ausgedehnt (Extensive Disease): In diesem Stadium IV hat sich die Krankheit auf die andere Lunge und die Lymphknoten ausgebreitet. Es können sich auch Metastasen in den Knochen, im Gehirn und in anderen Organen gebildet haben. Bei der Mehrheit der Patienten und Patientinnen mit kleinzelligem Lungenkrebs wird die Erkrankung erst in diesem Stadium diagnostiziert, wenn bereits eine oder mehrere Metastasen bestehen.

Wie wird ein kleinzelliges Bronchialkarzinom klassifiziert?

Mithilfe der sogenannten TNM (Tumor, Lymphknoten, Metastasen)-Klassifikation wird die Krankheit klassifiziert. Mehr dazu hier.

Wie wird ein SCLC behandelt?

Die Wahl einer geeigneten Therapie hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Stadium (Very Limited, Limited, Extensive Disease), der Lokalisation und Größe des Tumors, dem Vorhandensein von Metastasen und dem körperlichen Zustand des Betroffenen ab. Neben dem operativen Eingriff stehen Strahlentherapie, Chemotherapie und die medikamentöse Therapie zur Verfügung.
 
 

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SCLC – Stadium I - II (Very Limited Disease)

Dieses Stadium wird nur selten diagnostiziert. Befindet sich das SCLC in Stadium I oder II (Very Limited Disease) gibt es 2 Behandlungsmöglichkeiten:

- Noch keine eindeutige SCLC-Diagnose:
 
  1. Operation eines pulmonalen Rundherdes, intraoperativer Nachweis eines SCLC
  2. adjuvante Chemotherapie (4 Zyklen Cisplatin/Etoposid (abgekürzt Cis/Eto))
- prätherapeutisch gesicherte SCLC-Diagnose:
 
  1. Operation, gefolgt von einer adjuvanten Chemotherapie (4 Zyklen Cis/Eto), oder
  2. Strahlen-Chemotherapie (4-6 Zyklen Cis/Eto), ggf. gefolgt von einer prophylaktischen Schädelbestrahlung (PCI)

SCLC – Stadium III (Limited Disease)

  • Strahlen-Chemotheapie (4-6 Zyklen Cis/Eto), gefolgt von prophylaktischen Schädelbestrahlung (PCI)

SCLC – Stadium IV (Extensive Disease)

Befindet sich der Tumor in einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium und ist eine Heilungschance ausgeschlossen, wird eine palliative Therapie eingeleitet.

Medikamentöse Therapie beim SCLC

Es gibt eine Reihe medikamentöser Therapieoptionen zur Behandlung eines SCLC. Die Wahl der Therapie und des richtigen Medikaments hängt von verschiedenen Faktoren, wie dem Krebsstadium und dem Allgemeinzustand des Patienten und der Patientin ab. Hier gelangen Sie zu der S3-Leitlinie SCLC, die Ärzten und Ärztinnen eine Richtlinie in der Therapie der Erkrankung bietet. Vor Therapiebeginn können unwirksame und wirksame Medikamente bereits durch diagnostische Untersuchungen identifiziert werden. Dadurch werden unnötige Nebenwirkungen durch Medikamente vermieden, die keinen Behandlungserfolg erbringen können. 2019 wurden erstmals seit über 20 Jahren neue Medikamente zur Behandlung des kleinzelligen Lungenkarzinoms zugelassen. Es handelt sich um Anti-PD-L1-Antikörper (z.B. Atezolizumab), die in Kombination mit einer Chemotherapie zu einer Senkung der Mortalitätsrate um ca. 30% führt. Daher ist die Bestimmung der PD-L1-Expression in Tumorproben von Relevanz, da damit eine Selektion von Patienten und Patientinnen bezüglich des Ansprechens auf eine Therapie mit Anti-PD-L1-Antikörpern möglich ist. (1).
 
 

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Wie sieht die Prognose für das SCLC aus?

Das Lungenkarzinom ist eine der häufigsten Krebserkrankungen weltweit, das mittlere Erkrankungsalter beträgt 68 bis 70 Jahre. Symptome treten meist erst auf, wenn sich der Krebs bereits ausgebreitet hat. Ist der kleinzellige Lungenkrebs erst einmal fortgeschritten, ist er zwar behandelbar, aber nicht mehr heilbar. Die 5-Jahres-Überlebensrate für Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium liegt unter 10%. Bei kleinzelligem Lungenkrebs im ausgedehnten Stadium sinkt diese Zahl sogar auf nur 3%. Insgesamt ist die Prognose von Patientinnen/Patienten mit fortgeschrittenem SCLC somit schlecht. Wird die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert, z.B. durch regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen, ist die Chance für eine bessere Überlebensrate erhöht.

Red. Journal Onkologie

Literatur:

(1) https://www.trillium.de/zeitschriften/trillium-krebsmedizin/tk-heft-5/2020/kleinzelliges-lungenkarzinom-sclc-erfolge-mit-pd-l1-antikoerper.html, letzter Zugriff: 17.09.21.

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