Infektionsschutzgesetz schnell ändern? – Grüne und FDP uneins
Ist Deutschland gut genug auf eine Corona-Welle im Herbst vorbereitet? Bei dieser Frage rumort es in der Ampelkoalition. Die Grünen drücken aufs Tempo, die FDP will zunächst noch eine Auswertung abwarten.
Justizminister Marco Buschmann (FDP) kritisierte am Sonntag auf Twitter: „Einige in der Politik suchen gezielt Streit zum Thema Corona, um sich zu profilieren. Das ist unseriös.“ Die Ministerpräsidentenkonferenz habe den gesetzlichen Fahrplan akzeptiert: „erst evaluieren, dann entscheiden.“
Nouripour sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Wir brauchen eine Einigung, so schnell es geht. Je früher wir auf den Herbst vorbereitet sind, desto besser ist es. Länder und Kommunen brauchen einen Vorlauf.“ Es gehe darum, die Fehler der vergangenen beiden Jahre nicht zu wiederholen. „Der Sommer darf nicht ungenutzt verstreichen“, betonte Nouripour.
Infektionsschutzgesetz zuletzt Anfang April angepasst
Mit dem geänderten Infektionsschutzgesetz sind seit Anfang April allgemeine Maskenpflichten für Veranstaltungen oder beim Einkaufen sowie 2G- und 3G-Zugangsregelungen weggefallen. Vorerst gilt ein „Basisschutz“ - etwa mit Maskenpflichten in Bussen, Bahnen, Kliniken, Praxen und Pflegeheimen. Unabhängig von staatlichen Vorgaben gibt es aber vielerorts, etwa in Kultureinrichtungen, auch weiter Schutzregeln mit Maskenpflichten. Die derzeit geltende Fassung des Gesetzes läuft bis zum 23. September. Der Deutsche Städtetag hatte eine Anpassung des Gesetzes noch vor der Sommerpause des Bundestags gefordert, um auf Corona im Herbst vorbereitet zu sein.Vorbereitungen für den Herbst gefordert
Nouripour erklärte: „Man muss die Maßnahmen steigern können, wenn sich eine Notlage entwickelt. Das beginnt mit der Maskenpflicht und Abstandsregeln und geht weiter mit Zugangsregeln wie 3G, also für Geimpfte, Genesene und Getestete.“ Nötig sei eine Rechtsgrundlage, die so angepasst sei, dass das Notwendige vor Ort gemacht werden könne. „Stand jetzt haben wir dann nicht einmal eine rechtliche Grundlage für eine Maskenpflicht“, sagte der Grünen-Vorsitzende.Auch Göring-Eckardt hatte Vorbereitungen für den Herbst gefordert – und die FDP ermahnt, dabei nicht zu bremsen. Kubicki sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Es ist einer Bundestagsvizepräsidentin unwürdig, den Eindruck zu erwecken, als könne der Bundestag nicht schnell genug auf Herausforderungen der Pandemie reagieren.“ Er empfehle den Grünen, zu einer faktenbasierten Politik zurückzukehren, statt weiter „eine angstbasierte Politik“ zu betreiben.“ Sowohl Kubicki als auch Göring-Eckardt sind Bundestagsvizepräsidenten.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
RKI-Chef fordert gesetzlichen Rahmen für Corona-Bekämpfung im Herbst
Erschienen am 30.05.2022 • Die Bundesregierung ringt derzeit um Corona-Schutzvorgaben für den Herbst. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass die Infektionszahlen wieder steigen werden.
Erschienen am 30.05.2022 • Die Bundesregierung ringt derzeit um Corona-Schutzvorgaben für den Herbst. Wissenschaftler:innen gehen...
Wirksamkeit bisheriger Corona-Schutzkonzepte überprüfen
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, forderte die Ampelkoalition auf, vor der Festlegung neuer Corona-Maßnahmen für den Herbst die Wirksamkeit der bisherigen Schutzkonzepte zu überprüfen. „Vor einer Festlegung auf Maßnahmen muss zunächst einmal eine Evaluation erfolgen. Was haben die ergriffenen Maßnahmen der vergangenen mehr als zwei Jahre gebracht?“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag). Hingegen warf Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) der Ampel vor, wertvolle Zeit zu vergeuden. „Statt die Dinge zu regeln und reibungslose Abläufe zu ermöglichen, stiftet die sogenannte Ampel in Berlin Verwirrung, Verunsicherung und Stillstand“, sagte er dem RND.Externe Beurteilung der Vorgaben durch Sachverständigenausschuss
Der Bundestag hat im Infektionsschutzgesetz festgelegt, dass es eine externe Beurteilung der Vorgaben im Rahmen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite geben soll. Dafür wurde ein Sachverständigenausschuss eingesetzt, der laut Gesetz bis zum 30. Juni einen Bericht vorlegen soll. Dem Gremium gehören Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen an. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat kürzlich bereits erklärt, er plane umfassende Vorkehrungen für eine voraussichtlich wieder angespanntere Corona-Lage nach dem Sommer.Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
RKI: Anteil von Omikron-Subtyp BA.5 wächst auf niedrigem Niveau
Erschienen am 03.06.2022 • Die Omikron-Sublinie BA.5 ließ in Portugal, trotz hoher Impfquote, die Corona-Fallzahlen steigen. Nun wird die Virusvariante auch in Deutschland häufiger nachgewiesen.
Erschienen am 03.06.2022 • Die Omikron-Sublinie BA.5 ließ in Portugal, trotz hoher Impfquote, die Corona-Fallzahlen steigen. Nun wird...
dpa