Strahlen- und Chemotherapie bei Glioblastom zerstört auch gesundes Gewebe
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 4.800 Menschen an einem
Glioblastom. Der Hirntumor gilt bis heute als unheilbar in den meisten Fällen. Er lässt sich aufgrund seiner Lage im Gehirn selten mit ausreichendem Sicherheitsabstand entfernen und die Patient:innen müssen nach Therapieabschluss mit Rückfällen rechnen. Um die Rezidivbildung zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern, werden die Glioblastom-Patient:innen nach dem operativen Eingriff mit einer Kombination aus Strahlen- und
Chemotherapie behandelt. „Das sei eine Gratwanderung“, sagt Studienleiterin Mechthild Krause, Direktorin des OncoRay-Zentrums und der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Dresden sowie geschäftsführende Direktorin am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC). „Die Therapie erreicht nicht nur verbliebene Tumorzellen, sondern auch gesundes Gewebe, dessen Zerstörung nachhaltigen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben kann“, ergänzt Professorin Krause, die das Institut für Radioonkologie am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) leitet und als Standortsprecherin des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK) eng mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg kooperiert.
Stoffwechselaktivitäten im Gewebe bei Glioblastom per PET nachweisbar
„Trotz intensiver Forschung hat sich die ungünstige Prognose der Patient:innen mit Glioblastom in den letzten Jahren kaum verbessert. Eine Erhöhung der
Strahlentherapiedosis stellt einen möglichen Ansatz dar, der jedoch sorgfältig gegenüber dem dadurch steigenden Risiko für Folgeschäden abgewogen werden muss“, sagt Dr. Annekatrin Seidlitz. Sie hat in einer Studie die Daten von 102 Patient:innen ausgewertet, die im Zeitraum von 2013 bis 2016 behandelt wurden. Vor Beginn der Radiochemotherapie wurden die Patient:innen nicht nur der standardmäßigen Magnetresonanztomografie (MRT) unterzogen, sondern erhielten parallel auch eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET). Die zusätzliche Gabe einer radioaktiv markierten Aminosäure lieferte Aufschluss über die Stoffwechselaktivitäten im Gewebe, wobei Tumorzellen durch besonders hohe Aktivitäten auffallen. „Der Einsatz des radioaktiven Methionin ist eine logistische Herausforderung, die Halbwertzeit liegt bei 20 Minuten“, sagt Dr. Seidlitz. Und sie ergänzt: „Im Ergebnis können aber die Patient:innen schon vor Behandlungsbeginn identifiziert werden, bei denen der Tumor mit großer Wahrscheinlichkeit zurückkehren wird. Damit wäre in Zukunft denkbar, beispielsweise mit einer erhöhten Strahlendosis bei den Betroffenen zu arbeiten und ihre Erfolgsaussichten so zu verbessern“, so die Studienärztin.