Kryokonservierung von Eierstockgewebe zum Fertilitätserhalt vor Krebstherapien
Die Eizellreserve einer Frau ist endlich. Daher können Keimdrüsen schädigende Therapien, wie zum Beispiel bestimmte Chemotherapien, zu Unfruchtbarkeit führen. Zu den Optionen des Fertilitätserhalts gehört
die Kryokonservierung von Eierstockgewebe. Dabei wird vor einer gonadotoxischen Therapie ein Teil des Eierstocks entnommen und eingefroren. Dieses kann später wieder aufgetaut und reimplantiert werden, sodass unbeschädigte Eizellen wieder in den Körper zurückgelangen. Seit 2004 haben zahlreiche internationale Gruppen erfolgreiche Schwangerschaften nach Kryokonservierung, Auftau und Retransplantation von Eierstockgewebe erzielt.
Vitrifikation: Keine schädigenden Eiskristalle bei blitzartiger Tiefgefrierung
Bei einer schrittweisen Absenkung der Temperatur auf -196°C, lässt sich jedoch die Bildung von Eiskristallen technisch nicht vollständig vermeiden. Dies kann die Unversehrtheit des Gewebes negativ beeinflussen. Werden dagegen Gewebsproben innerhalb von Sekundenbruchteilen tiefgefroren, wie bei der Vitrifikation, lassen sich Schäden an Zellen vermeiden. Bei humanen Embryonen und Eizellen ist die Vitrifikation schon länger etabliert. In früheren Arbeiten des Teams um Prof. Sänger konnten Dr. Andreas Schallmoser und Dr. Rebekka Einenkel den positiven Einfluss der Vitrifikation gegenüber des slow freezings auf die Vitalität der Eizellen und ihrer Umgebung sowie die Ausschüttung von gefäßbildenden Substanzen, die für eine erfolgreiche Retransplantation wesentlich sind, nachweisen.
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Erste Geburt in Europa nach Vitrifikation
„Die erste Geburt in Europa nach Vitrifikation, Auftau und Retransplantion von Eierstockgewebe ist für unsere Patientinnen und unser Zentrum ein Meilenstein. Durch unseren Forschungsschwerpunkt im Bereich Vitrifikation und Auftau von humanem Gewebe und Zellen können wir Kinderwunschtherapien auf höchstem Niveau anbieten“, sagt Prof. Sänger von der reproduktionsmedizinischen Abteilung am UKB. Zuvor hatte je eine Gruppe aus Japan und den USA von einer Geburt nach der Reimplantation von vitrifiziertem Eierstockgewebe berichten können.
(1) Sänger N. et al. First report on successful delivery after retransplantation of vitrified, rapid warmed ovarian tissue in Europe, Reproductive BioMedicine 2024, abrufbar unter: https://www.rbmojournal.com/article/S1472-6483(24)00129-9/fulltext, letzter Zugriff: 17.05.2024.