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Medizin

Supportivtherapie: Was aushaltbar ist, entscheidet der Patient

Supportivtherapie: Was aushaltbar ist, entscheidet der Patient
© Shirley - stock.adobe.com
Erst adäquate Supportive Therapie ermöglicht eine erfolgreiche, spezifische Krebstherapie. Sie behandelt und verhindert Komplikationen der Krebstherapie und der Erkrankung“, fasst die Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen Patientinnen ihre Zielsetzung zusammen (1). Da die Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung bzw. der Therapie vor allem auch in der Wahrnehmung der Patientinnen und Patienten sehr unterschiedlich sein können, ist hier ein interdisziplinärer Ansatz gefragt. So kann dem Anspruch einer individuellen Betrachtung der Patientinnen und Patienten und ihrer Bedürfnisse unter der Therapie Rechnung getragen werden.
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Kommunikation entscheidend bei der Behandlung von Nausea, Emesis, Tumorschmerzen und Hauttoxizität

Therapie-induzierte Nausea und Emesis, Tumorschmerzen sowie Hauttoxizität bei Krebstherapie waren die Themen, die im Rahmen des interdisziplinären Onkologie-Talks „Supportivtherapie – Richtig? Wichtig!“ von Kerstin Paradies, Moderatorin und Vorstandssprecherin der Konferenz Onkologischer Kranken- und Kinderpflege, Eva Schumacher-Wulf, Chefredakteurin von Mamma Mia! und selbst Krebspatientin, Prof. Dr. med. Karin Jordan, leitende Oberärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Rheumatologie sowie Arbeitsgruppenleiterin der AG Supportive Therapien, Universitätsklinikum Heidelberg, Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Wirz, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie, Interdisziplinäre Intensivmedizin, Schmerzmedizin/Palliativmedizin, Zentrum für Schmerzmedizin, CURA – eine Betriebsstätte der GFO-Kliniken Bonn und Sprecher des Arbeitskreises Tumorschmerz der Deutschen Schmerzgesellschaft, sowie Annette Sieper, Fachapothekerin, Rathaus-Apotheke/internationale Apotheke Dr. Fehske in Hagen, beleuchtet und diskutiert wurden. Konsens aller Beteiligten war der hohe Stellenwert, den die Kommunikation zwischen Behandelnden und Betroffenen und dem onkologischen Pflegepersonal sowie der Austausch untereinander für eine patientenzentrierte Therapie haben, um alle Möglichkeiten der Supportiven Therapie ausschöpfen zu können.
 

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Tumorschmerz: Verbesserte Lebensqualität unter dauerhafter Opioidtherapie

Erschienen am 25.03.2021Unter dauerhafter Opioidtherapie kann sich die Lebensqualität von Patienten mit Tumorschmerzen erheblich verbessern – Lesen Sie mehr unter www.journalonko.de!

Erschienen am 25.03.2021Unter dauerhafter Opioidtherapie kann sich die Lebensqualität von Patienten mit Tumorschmerzen erheblich...

Was eine tolerierbare Nebenwirkung ist, entscheiden die Betroffenen

So warf Eva Schumacher-Wulf in ihrem Vortrag „Manageable? Tolerable? Supportive Therapie aus Sicht der Patientin“ die Frage auf, ob die als „tolerable“ oder „manageable“ deklarierten Nebenwirkungen dies tatsächlich nur aus fachlicher Sicht sind oder ob dies auch aus Patientensicht gilt. Sie veranschaulichte am konkreten Beispiel therapiebedingte Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe, wie bereits der als „moderat“ klassifizierte Grad 2 bei Nebenwirkungen Einfluss auf die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten nimmt. „Die Nebenwirkungen können genauso oder sogar noch einschneidender sein als die Krebserkrankung an sich“, ist ein Fazit, das aus Sicht der Betroffenen weiterhin Gültigkeit hat. Gleichzeitig ginge bei Patientinnen und Patienten häufig die Angst einher, dass die einzige Möglichkeit, Nebenwirkungen effektiv zu begegnen, in einer Therapiereduktion oder in einem Abbruch liege. Um dies zu vermeiden, verschweige eine Vielzahl der Patientinnen und Patienten die Nebenwirkungen oder spiele diese herunter.
 

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CINV: Orale Fixkombination vermindert Übelkeit und Erbrechen

Erschienen am 16.09.2019Mit der oralen Fixkombination Nepa kann die CINV bei der Mehrheit der Patienten deutlich abgemildert werden – Lesen Sie mehr auf www.journalonko.de!

Erschienen am 16.09.2019Mit der oralen Fixkombination Nepa kann die CINV bei der Mehrheit der Patienten deutlich abgemildert...

Keine üble Zeit: Therapie-induzierte Nausea und Emesis erfolgreich behandeln

Diese Einschätzung wurde auch von fachlicher Seite geteilt. Das Fazit: Aktives Nachfragen nach klassischen Chemotherapie-induzierten Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen sollte gezielt erfolgen. Prof. Dr. Jordan stellte in ihrem Vortrag heraus, dass Therapie-bedingte Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen durch eine leitliniengerechte Therapie erfolgreich „gemanagt“ werden können.
„Mit der Einführung der Kombinationstherapie NEPA ist hier noch einmal ein wichtiger Schritt gegangen worden“, resümierte die Expertin. Hinter der Abkürzung NEPA verbirgt sich die Fixkombination aus Netupitant und Palonosetron, ein NK1-Rezeptorantagonist und ein 5-HT3-Rezeptorantagonist. In Kombination mit Dexamethason und ggf. Olanzapin sind die beiden Wirkstoffklassen gemäß der Leitlinie sowohl bei hoch-emetogenen Therapieregimen wie z.B. Cisplatin als auch bei der als moderat-emetogen eingestuften Therapie mit Carboplatin angezeigt, um sowohl die akute als auch die verzögerte Nausea und Emesis zu verhindern. Vorgestellte Real-World-Daten (Prüfpräparat NEPA) zeigen, dass dies über den Zeitraum von 5 Tagen ab Beginn des jeweiligen Zyklus und über 3 Chemotherapie-Zyklen hinweg bei über 83% der Patientinnen und Patienten gelingen kann (2).

Schmerzfreie Zeit trotz Tumoren: Intrathekale Analgesie frühzeitig erwägen

Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Wirz stellte in seinem Vortrag „Tumorschmerz – eine verkannte Schmerzentität? Optionen jenseits des WHO-Stufenschemas“ Tumorschmerz als eine spezielle und in der Hälfte der Fälle nicht ausreichend behandelte Schmerzentität vor. Tumorschmerz beinhalte häufig auch eine neuropathische Komponente, könne schnell und heftig hypersensitivieren und aufgrund effektiverer Tumortherapien und längerer Überlebenszeiten immer häufiger persistieren. Tumorschmerzen bergen daher die Gefahr der Chronifizierung. Eine Reduktion des Schmerzes bewirkt eine steigende gesundheitsbezogene Lebensqualität, die die Prognose bei langzeitüberlebenden TumorpatientInnen verbessert (3). Bei persistierenden Tumorschmerzen können daher minimalinvasive Verfahren wie die intrathekale Analgesie mit Opioiden oder dem Wirkstoff Ziconotid erfolgreich eingesetzt werden. Das Verfahren bietet den Vorteil geringerer zentraler Symptome durch Medikamentennebenwirkungen und weniger kognitiver Einschränkungen. Entsprechend einer Empfehlung der EFIC (European Pain Federation) Task Force sollten Techniken wie die intrathekale Pumpe beim Schmerzmanagement nicht erst eingesetzt werden, wenn alle anderen (konventionellen) Ansätze ausgereizt sind (4). Dr. Wirz fasste daher im Sinne der Interdisziplinarität zusammen: „Nicht jeder onkologische Patient muss direkt einem Schmerzmediziner vorgestellt werden, dennoch ist es ratsam, diesen hinzuzuziehen, sobald der Schmerz komplexer wird.“
 

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Supportivtherapie in der Onkologie ist nicht alles – aber ohne Supportivtherapie ist alles nichts

Erschienen am 29.03.2021Auf dem AGSMO-Jahreskongress 2021 standen Möglichkeiten der Supportivtherapie in der Onkologie im Fokus – Lesen Sie mehr unter www.journalonko.de!

Erschienen am 29.03.2021Auf dem AGSMO-Jahreskongress 2021 standen Möglichkeiten der Supportivtherapie in der Onkologie im Fokus –...

Eine entspannte Zeit: Supportive Maßnahmen bei Hauttrockenheit und Juckreiz während Tumorerkrankung

Fachapothekerin Annette Sieper erörterte zum Thema „Eine entspannte Zeit … Supportivtherapie bei Hauttoxizität“ gemäß der Leitlinie die verschiedenen Formen der Therapie-bedingten Hauttoxizität: akneiformes Exanthem, Alopezie, Hand-Fuß-Syndrom, Nagelveränderungen und Xerosis cutis/Pruritus. Grundsätzlich gehört zu den Basismaßnahmen zur Prävention solcher Hauttoxizitäten die Vermeidung von mechanischen Belastungen. Außerdem ist in der Regel eine Basispflege anzuraten. Speziell bei Hauttrockenheit und Juckreiz können Urea-haltige Produkte oder Aloe Vera zur Pflege und Hydratisierung herangezogen werden, wobei Aloe Vera durch ihre kühlenden, juckreizstillenden und reizlindernden Eigenschaften sehr zielführend eingesetzt werden kann.

Quelle: Riemser

Literatur:

(1) S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen; Langversion 1.3 – Februar 2020; AWMF-Registernummer: 032/054OL
(2) Karthaus M et al. Future Oncol. 2020; 16:939-53
(3) Kenzik KM et al. Cancer. 2015; 121(9):1520-8
(4) Bennett MI et al. Eur J Pain. 2019; 23(4):660-8

 


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